Langzeitprojekte

Musiker auf der Buehne im Gespraech.

Visionäre Projekte – die aktuellen Schwerpunkte

Haydn 2032

Bis 2032, Haydns 300. Jahrestag, wird das Kammerorchester Basel unter der Leitung von Principal Guest Conductor Giovanni Antonini im Wechsel mit dessen eigenem Ensemble Il Giardino Armonico alle 107 Sinfonien Joseph Haydns in thematisch geordneten Zyklen europaweit aufführen und auf Tonträger einspielen – mit authentischen Instrumenten, in originaltreuer Besetzung und historischer Stimmung 430 Hz.

Haydn2032 wird organisiert, produziert und finanziert von der Joseph Haydn Stiftung Basel. Im Rahmen einer Medienpartnerschaft mit der Fotoagentur Magnum Photos produzieren renommierte Fotografen Fotoreihen zu jedem Projekt. Zeitgenössische Autoren sinnieren zudem in Form von kurzen literarischen Visionen über Haydns Bedeutung in unserer Zeit. Die Alben werden in Kooperation mit Outhere music unter dem französischen Label ALPHA CLASSICS produziert. Begleitend erscheint zu jedem Projekt eine von der Joseph Haydn Stiftung herausgegebene limitierte Sammleredition: CD und Vinylplatte mit musikwissenschaftlichen Kommentaren, literarischen Essays und Fotos in luxuriöser Buchform.

Für Giovanni Antonini ist Haydn ein Revolutionär, ein Mann der Kontraste: Das Beseelte wird aufgewühlt, das Ernsthafte mit Buffoneskem kontrastiert. Die Partituren sind gespickt mit «ungeschriebenen» Codes ihrer Zeit, die Antonini ergründet und in ihrer Gestik, Theatralik und philosophischen Tiefe hörbar werden lässt.

Die Konzertprogramme entstehen in enger Zusammenarbeit von Giovanni Antonini mit dem Musikwissenschaftler Christan Moritz-Bauer (Beauftragter Forscher der Joseph Haydn Stiftung Basel) und PD Dr. Manfred Fuhrmann (Wissenschaftlicher Redaktor der Joseph Haydn Stiftung Basel). In einer Haydn-Nacht werden die Sinfonien Haydns mit einem anderen Werk aus der Zeit ergänzt. Die Lesung eines literarischen Essays sowie eine Haydn-Lounge mit Giovanni Antonini und eine Haydn-Suppe als Pausenverpflegung charakterisieren das Konzertformat.

Bisher erschienene Alben:

Haydn – Messen

Beginnend in der Saison 2024/25 liegt ein Schwerpunkt des Kammerorchester Basel auf den Messen von Joseph Haydn. Unter der musikalischen Leitung von René Jacobs und mit der Zürcher Sing-Akademie werden bis zur Saison 2027/28 die sechs späten Messen und die «Cäcilienmesse» Haydns aufgeführt und für Tonträger eingespielt mit authentischen Instrumenten, in originalgetreuer Besetzung und historischer Stimmung 430 Hz.

René Jacobs, einer der führenden Spezialisten für Alte Musik, hat die historisch informierte Aufführungspraxis von Barock bis Klassik mit seinen innovativen Interpretationen und fundierten Werkstudien massgeblich beeinflusst. Nun kehrt Jacobs in die Schweiz zurück, um seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Kammerorchester Basel und der Zürcher Sing-Akademie fortzusetzen, mit dem Komponisten, der ihm am meisten am Herzen liegt: Joseph Haydn.

Das neue Langzeitprojekt umfasst die Aufführung und Aufnahme von Haydns bedeutendsten Messen – Meisterwerke der Kirchenmusik, die in Haydns Werk eine zentrale Rolle spielen. Unter der Leitung von Jacobs werden zwei herausragende Schweizer Ensembles verbunden und es werden aus dieser Zusammenarbeit heraus neue Akzente in der Aufführungspraxis von Haydns Kompositionen entstehen.

Bereits 2021 wurde Haydns «Stabat Mater» in dieser Konstellation im Don Bosco Basel aufgenommen. Die CD erschien im Frühjahr 2023 beim Label Pentatone.

Saison 2024/25

Abokonzert «Mehr Haydn»: Missa Cellensis in honorem Beatissimae Virginis Mariae in C-Dur  «Cäcilienmesse» (1766, Hob. XXII/5);
Sinfonie Nr. 44 in e-Moll «Trauersinfonie»

Saison 2025/26

Missa in tempore belli «Paukenmesse» (1796, Hob. XXII:9);
Missa Sancti Bernardi de Offida «Heiligmesse» (1796, Hob. XXII:10)

Saison 2026/27

Missa in angustiis «Nelsonmesse» (1798, Hob. XXII:11);
Theresienmesse (1799, Hob. XXII:12)

Saison 2027/28

Schöpfungsmesse (1801, Hob. XXII:13);
Harmoniemesse (1802, Hob. XXII:14)

Dieses Projekt wird ermöglicht durch:

Joseph Haydn Stiftung Basel 

Konzertante Oper

Die Konzentration auf den Kern, das komponierte musikalische Drama, Fokus auf dem Hören, was genau sich zwischen Stimme und Instrumenten abspielt, auf musikalische Atmosphären, Kommentare, Widersprüche und Erschütterungen; das Orchester nicht im Graben, sondern auf Augenhöhe mit den Sänger:innen im Konzertsaal – diese Intention liegt der Idee konzertante Oper zugrunde.

Das Kammerorchester Basel konzipiert seit 2018 mehrere Eigenproduktionen gewichtiger Werke in dieser eindringlichen Darbietungsform. Als ständige Koproduktionspartner der Serie konnten das Theater an der Wien, die Elbphilharmonie in Hamburg und das Théâtre des Champs Élysées in Paris gewonnen werden, für Opern von Georg Friedrich Händel zudem die Händel-Festspiele Halle. Besetzungen mit internationalen Top-Solist:innen wie Erwin Schrott, Julia Lezhneva, Klaus Florian Vogt, Xavier Sabata, Sandrine Piau und unter der Leitung von ausgewiesenen Spezialist:innen versprechen höchstes Niveau und internationale Ausstrahlung.

Die hohe Kunstfertigkeit der Oper – als Gesamtkunstwerk von Musik, Gesang, Theater und bildender Kunst erfunden – fordert die Rezipient:innen mit allen Sinnen, ist ein kontinuierlicher Tanz auf dem Vulkan, der seine Mittel nach allen Seiten hin aus- und überreizt: Oper ist Drama, das sich in seiner Künstlichkeit dem dramatischen Fluss empfindlich widersetzt, sie ist Gesangskunst, die schauspielerischer Aktion und Natürlichkeit trotzt, sie ist nuanciertes Orchesterspiel, dessen suggestive Kraft zuweilen die komponierten Feinheiten überschwemmt. Umso mehr rechtfertigt sich bisweilen der Fokus auf das Akustische, auf die psychologische Feinzeichnung von Figuren, auf tonmalerische Landschaften und offengelegte Widersprüche im Zusammenspiel von Gesang und Orchester in der konzertanten Oper.

Mendelssohn-Zyklus

Seit der Saison 2022/23 widmet sich das Kammerorchester Basel dem Werk des grossen Komponisten des 19. Jahrhunderts: Felix Mendelssohn Bartholdy. In den kommenden Jahren werden die grossen Sinfonien Mendelssohns zur Aufführung gebracht, in Konzertprogrammen kontrastiert mit Werken von Zeitgenossen. 

Die künstlerische Leitung der zyklischen Gesamteinspielung obliegt Philippe Herreweghe. Für das Kammerorchester Basel ist es von besonderer Bedeutung, zusammen mit Herreweghe, einem der ganz wichtigen Protagonisten der historischen Aufführungspraxis, dieses ambitionierte Projekt auf renommierten Konzertbühnen Europas realisieren zu können. 

Der Auftakt fand im Dezember 2022 im Stadtcasino Basel statt. Unter der Leitung Philippe Herreweghes begann die Suche nach dem Mendelssohn’schen Klang.  Herreweghe und das Orchester forschten gemeinsam an seiner dritten Sinfonie («Schottische»), seinem Klavierkonzert Nr. 1 mit Nelson Goerner (Solist) und an Fanny Hensels Ouvertüre in C-Dur.

Als ausgewiesener Bach-Interpret unserer Zeit arbeitet Philippe Herreweghe mit dem Kammerorchester Basel an den musikalischen Verbindungen zwischen dem grossen Kirchenmusiker J. S. Bach und dessen grossem Bewunderer Mendelssohn. Gemeinsam stellt sich das Ensemble im Probenprozess Fragen, wie Mendelssohn in seinen Werken und seinem Klangbild wohl durch die Bach’schen Einflüsse beeinflusst wurde, wie er diese verarbeitete und ob es gemeinsame Merkmale oder gar Parallelen gab. Bedingt durch den Hintergrund des Orchesters wie auch des Dirigenten, die sich beide dezidiert unter anderem mit historisch informierter Aufführungspraxis auseinandersetzen, gelingt es, die Eigentümlichkeiten der Spielweise zu Bachs Zeiten mit den Vorstellungen des Komponisten des 19. Jahrhunderts zusammenzubringen und so eine eigene Klangsprache zu entwickeln. 

Das nächste Konzert dieser Reihe findet am 28.10.2023 im Stadtcasino Basel statt. Auf dem Programm steht Mendelssohns Sinfonie Nr. 5 («Reformations-Sinfonie»), Robert Schumanns Konzert für Violine und Orchester in d-Moll und die Konzertouvertüre «Die Najaden» von William Sterndale Bennett.

Vergangene Projekte

Schubert Zyklus

Im Februar 2015 kamen das Kammerorchester Basel und Heinz Holliger nach vielen gemeinsamen Projekten zum ersten Mal zusammen, um eine Sinfonie von Franz Schubert, seine «Unvollendete», Nr. 8 h-Moll, zu spielen. Das Ergebnis wurde seitens Kritik und Publikum überschwänglich gefeiert.

Deshalb hat das Kammerorchester Basel mit dem Schweizer Dirigenten und Komponisten Heinz Holliger ab 2017 eine zyklische Gesamteinspielung aller Schubert-Sinfonien vereint mit ausgewählten Opern-Ouvertüren realisiert und in Konzerten – teilweise auch in Gegenüberstellung zu ausgewählten Kompositionen Holligers – präsentiert.
In einem sensiblen Dialog mit dem Kammerorchester Basel legt der Schweizer Dirigent die Zerklüftungen unter Schuberts oft heiterer Oberfläche frei. Altbekanntes wird von Grund auf neu interpretiert.

«Wenn einer solch unterschiedliche Akzente macht wie Schubert, dann will er, dass man das umsetzt.» 
(Heinz Holliger, Interview mit Roman Brotbeck vom 14.3.2017).

Die musikwissenschaftliche Betreuung des gesamten Projekts lag beim Musikwissenschaftler und Publizisten Roman Brotbeck. Der Schubert-Zyklus mit Heinz Holliger und dem Kammerorchester Basel wurde  für Sony Classical aufgenommen. Koproduktionspartner waren Radio SRF 2 Kultur und Deutschlandfunk.

Beethoven Zyklus

Der musikalische Übervater der Sinfonie, Ludwig van Beethoven, schuf Schlüsselwerke, die die Musikgeschichte nachhaltig prägten. Er war ein Vorausdenker, der die Grenzen der Musik erweiterte und die Gesellschaft in Frage stellte.

Das Kammerorchester Basel beschäftigte sich von 2004 bis 2016 intensiv mit Beethoven, Jahr um Jahr eroberte das Ensemble eine weitere Sinfonie und konzertierte sie mit klarer künstlerischer Handschrift unter der musikalischen Leitung von Giovanni Antonini. Die Interpretation zeigt eine übergreifende historische Perspektive, die die unterschiedlichen Aspekte der Musik bestimmen.

Dazu entstanden gemeinsam mit Sony Classical Aufnahmen der neun Sinfonien, die international für Furore sorgten und zum Teil mit dem Echo-Klassik-Preis ausgezeichnet wurden.

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